Ein kleiner Einblick in das Leben eines Rettungshundes
Ich wurde gebeten mich und meine Arbeit ein bisschen vorzustellen.
Also; ich wurde am 08.09.2010 als Tochter von Fiona vom Schloß Homburg und Henk vom Tor zum Sauerland bei Familie Pick als „Cheyenne vom Westerwald“ geboren. Mit 8 Wochen zog ich dann in mein neues zu Hause nach Vorarlberg in Österreich um. Hier wurde ich erst einmal umgetauft, jetzt heiße ich Cheska oder „Muggelbär“. Ich wohne in einem Holzhaus mit Garten zusammen mit Olga einer älteren Beagledame und meinen Herrchen und Frauchen. Ich nenne ein Körbchen und natürlich auch das Sofa mein Eigen. Nun aber zu dem eigentlichen Thema.
Mein Frauchen ist seit vielen Jahren Ausbildungsleiterin und Einsatzleiterin der Man Trail Hunde der Bergrettung Vorarlberg und somit war klar das ich ein Diensthund werden soll. Mit 10 Wochen durfte ich das erste mal mit zum Training J. Es war ein tolles Spiel, zuerst wer ist schneller, Frauchen mit dem Suchgeschirr anlegen oder ich im zappeln. Dann geht jemand weg und legt eine Jacke auf den Boden, ich darf an der Jacke schnüffeln und soll dann den Menschen dazu finden. Kein Problem, denn der steht ja nur um die nächste Ecke. Na ja zugegeben es wurde nach und nach schon immer schwieriger die verloren gegangenen Leute zu finden, aber das Leben ist eben eine Herausforderung. Mittlerweile arbeite ich Trails von mehreren Kilometer in teils fast unmöglichen Gegenden aus, die durchaus auch mehrere Tage alt sein können. Wir trainieren 2 -3 mal in der Woche, könnte von mir aus auch öfter sein, ihr müsstet mal mein Grinsen sehen, wenn ich einen gefunden habe. Das können Helga und Bernd Pick bestätigen, denn die haben mich vor einer Woche in Österreich besucht und bei einem Training von uns mit gemacht.
Im Herbst 2013 habe ich meine Einsatzprüfung bestanden und somit bin ich nun ein Diensthund der österreichischen Bergrettung. Wir sind zurzeit 5 einsatzfähige Hunde für das ganze Bundesland und laufen zwischen 20 bis 30 Einsätze im Jahr. Man Trailer werden hauptsächlich zur Suche von Verwirrten und Suizid gefährdeten Menschen eingesetzt und arbeiten vorwiegen im bebauten Gebiet. Sollte ihr euch für etwas mehr Info interessieren könnt ihr noch ein paar Infos im Anschluss finden.
Liebe Grüße von Cheska 02.06 2014
Man Trailer
Ein immer größer werdender Aspekt in der Hundehaltung sind Beschäftigungsmöglichkeiten für das Mensch – Hund Team. Die Sinnhaftigkeit und der Spaßfaktor (vor allem für den Hund) sind individuell zu betrachten. Die sogenannte Nasenarbeit wird immer beliebter und verfügt über die verschiedensten Facetten. Sie bietet die Möglichkeit stürmischen, hektischen Hunden konzentriertes Arbeiten beizubringen, aber auch älteren Hunden ohne starke körperlicher Belastung verhaltensgerecht zu beschäftigen. Ich möchte gerne einen kleinen Einblick in die faszinierende Welt des Trailens geben.
Das Wort Man Trailer leitet sich ab von man = Mensch und (to) trail = verfolgen, stammt aus Amerika und wurde zur Verfolgung von entflohenen Sklaven erstmals erwähnt. Im Gegensatz zum Fährten geht der Hund nicht dem Geruch von Bodenverletzungen nach, sondern dem individuellen Geruch einer bestimmten Person. Man Trailer werden als Suchhunde bei der Polizei sowie verschiedenster Rettungsorganisationen eingesetzt. Aber auch für den Familienhund ist es ohne den Ernstbezug eine spannende Arbeit die den Hunden in den meisten Fällen Spaß bereitet. Die Spur kann in Wald und Flur aber auch in der Stadt und sogar in Gebäuden gelegt sein, dadurch ist kein sturer Ablauf gegeben, sondern jedes Training findet an anderen Orten mit anderen Gegebenheiten und unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden statt. Suchen muss dem Hund nicht beigebracht werden da es aus dem Jagdverhalten (der Beute folgen) abgeleitet ist, wir müssen dem Hund nur lernen was er suchen soll.
Anatomie und Physiologie des olfaktorischen Systems
Zum Herausfiltern und Binden von Geruchspartikeln sind Nase, Nasennebenhöhlen und Nasenmuscheln mit Schleimhaut bedeckt. Die Größe der Riechschleimhaut wird mit 75 bis 150 cm² (abhängig von der Größe des Hundes) angegeben. Der außerordentlich gute Geruchssinn vom Hund ist auf seine ca. 230 Mio. Riechzellen zurückzuführen bei der jede Riechzelle auf bestimmte Gerüche spezialisiert ist. So riecht ein Hund bestimmte Stoffe (Fettsäure und Buttersäure) 10 Mio. mal besser als Menschen. Die Unterscheidung von Gerüchen ist 1000 mal besser. Der Hund verfügt über ein weiteres Organ, das Vomeronasal Organ, es ist ein kleiner Kanal der hinter den Schneidezähnen im Gaumen beginnt und auf dem Boden der Nase endet. Die hier befindlichen Riechzellen sind direkt mit dem Riechhirn und dem Limbischen System verbunden. Wird bei der Suche dieses Organ vom Hund benutzt sind oft Zähneklappern, Schmatzgeräusche und Speichelfluss zu erkennen. Um einer Geruchsgewöhnung zu umgehen, atmet der Hund beim Trailen meist in kurzen Schnüffelstößen mit Pausen wodurch sich die Atemfrequenz verändert. Zwischendurch ist immer wieder ein Schnauben durch die Nase zu erkennen das dem Reinigen, dem Abtransport von Drüsensekreten dient. Bei der Sucharbeit muss der Nasenspiegel immer feucht sein.
Was erkennt der Hund auf der Spur?
Der Trail Hund bekommt von der Zielperson einen Geruchsträger (dazu mehr siehe unten). Damit nimmt er den Individualgeruch dieser bestimmten Person auf und speichert ihn ab. Jeder Mensch verliert pro Minute ca. 40000 Hautzellen und weitere Zellen werden bei der Atmung ausgeschieden. Bakterien in Verbindung mit Sauerstoff zersetzen die abgestoßenen Zellen und sondern dabei Stoffwechselprodukte und Gase ab (Wasserstoff, Kohlendioxid, Fettsäuren, Ammoniak, Phenol, Methan,…). Neben diesen genetischen Faktoren spielen auch Ernährungs- und Lebensgewohnheiten eine Rolle. Dieses Gemisch ergibt den ganz eigenen Individualgeruch den jede Person ihr eigen nennt und der auch nicht von Parfüms oder Deos überdeckt werden kann.
Hunde erkennen auf dem Trail das Alter, das Geschlecht, körperliche Kondition sowie die Bewegungsrichtung und die Geschwindigkeit der Person.
Spurverlauf
Ein Trail oder Spurverlauf entsteht dort, wo die Geruchspartikel sich ablegen, Abhängig von Umwelteinflüssen wie Wind, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag.
Durch die Körpertemperatur steigt die Luft am Körper entlang nach oben (ca. 0,5m) und zieht den Individualgeruch mit. Nach Abkühlung sackt er Richtung Boden ab. Dies hat zur Folge dass Hunde bei einem frischen Trail mit hoher Nase suchen, bei einem alten Trail oft mit tiefer Nase. Die Geruchsspur liegt nicht immer direkt auf oder neben der Spur sie driftet je nach Umwelteinflüssen (Wind, Sonne, Temperatur) ab. Durch das Vermischen mit Gasen aus der Umgebungsluft liegt dem Hund immer ein Gemisch mit unterschiedlichen Konzentrationen vor. Die Geruchspartikel bleiben an Hecken, Hauswänden, Autos, etc. hängen. Durch unterschiedliche Temperaturschichtungen über dem Boden ist der stärkste Geruch oft zwischen 20 – 40 cm über dem Boden. Einen Trail ausarbeiten ist realistisch bis zu 8 Tagen möglich, abhängig von den Umwelteinflüssen. Sehr hohe oder niedrige Temperaturen beeinflussen die Suchleistung, sowie die Erkennbarkeit der Spur, starker Wind oder Platzregen erschweren die Ausarbeitung, da der Hund immer Spurlücken vorfindet. Neuschnee auf einem Trail macht es fast unmöglich. Sind starke umweltbedingte Geruchswechsel (gedüngtes Feld, Abgase, etc.) vorhanden muss dem Hund immer Zeit gegeben werden sich anzupassen, erst dann kann der Spur weiter nachgegangen werden.
Geruchsträger
Das um und auf für einen erfolgreichen Trail ist der Geruchsträger!
Generell kann alles was die Person angefasst hat als Geruchsträger verwendet werden, so lange es keine zweite Person berührt hat! (Ansonsten muss diese zweite Person zum ausschließen vorhanden sein; nur für Fortgeschrittene).
Gegenstände die sich gut eignen sollten wenig Eigengeruch haben, ideal sind Kleidungsstücke die am Oberkörper, nah am Körper getragen wurden. Möglichst große, poröse Gegenstände. Mit zunehmender Routine können sie auch schwieriger werden, Zahnbürste, Kamm, Schlüsselbund, Handy. Wir erleben im Einsatz immer wieder, das wir keine Geruchsgegenstände finden die nicht kontaminiert, oder nicht transportabel (Auto) sind. Hier kann man sich recht gut mit Duplikaten helfen, indem man sterile Mulltupfer auf den nicht kontaminierten Bereich legt und ein paar Minuten einwirken lässt.
Die Geruchsträger müssen luftdicht verpackt werden (Plastiktüte) und einige Minuten verschlossen bleiben. Nur der Hundeführer soll diese Tüte öffnen und dem Hund anriechen lassen möglichst ohne den Gegenstand anzufassen.
Das ist nur ein kleiner Einblick in die spannende Arbeit der Man Tariler!
Andrea Mitterer
Zwinger vom schönen Westerwald | Familie Pick